Deutsche Bank verzockt sich im Spielerparadies

Abgelegt unter Wirtschaft & Finanzen by h.schumann am 15. November 2011

Im Kontext der aktuellen Finanzkrise und einer wohl bevorstehenden erneuten Bankenrettung pfeift den Banken ein harter Wind um die Ohren. Denn nicht nur die „Wutbürger“, die die Zeche wohl am Ende bezahlen müssen, machen ihrem Unmut über die Geldinstitute immer lauter Luft. Auch zahlreiche Politiker publikumswirksam in die gleiche Kerbe – selbst dann, wenn sie selbst dazu beigetragen haben, den Nährboden für immer neue Schulden- und Währungskrisen zu bereiten.

Kein Zweifel: Banken-Bashing hat Konjunktur. Immer öfter werden die Institute als „Zocker“ beschimpft, ihr Geschäftsgebahren mit Poker verglichen. Eine Tatsache, die einen bekannten Pokerprofi einmal zu der Aussage veranlasste, dass Pokerspieler deutlich disziplinierter agieren müssten als die Geldhäuser, wenn sie Erfolg haben wollen.

In diese Situation muss die deutsche Bank eine weitere schlechte Nachricht verarbeiten. Denn die führende deutsche Investmentbank hat sich in der Welthauptstadt des Glücksspiels offenbar ordentlich verzockt. Die Rede ist von bis zu fünf Milliarden Dollar, die das Institut in Casino-Großprojekte in Las Vegas investierte – und die nun, angesichts der Tatsache, dass die Spielmetropole durch die amerikanische Wirtschaftskrise arg in Mitleidenschaft gezogen ist, vermutlich abgeschrieben werden müssen.

Rückblick: Bereits in der ersten Finanzkrise 2008 konnte ein Casino-Investor seinen Kredit nicht an die Deutsche Bank zurückzahlen. Das Geldinstitut wurde so nicht ganz freiwillig zum Eigentümer des halbfertigen „Cosmopolitan“-Projektes. Der Spieltempel wurde zum Milliardengrab, und mit der Entscheidung, ihn fertigzubauen (anstatt den Rohbau abzuschreiben) wurde buchstäblich gutem Geld schlechtes hinterhergeworfen.

Allein dadurch verlor die Ackermann-Bank stolze 3,9 Milliarden Euro. Doch das „Cosmopolitan“ ist nur ein Teil der Misere. Weitere Casinoinvestoren stehen mit bis zu einer Milliarde Euro bei der Bank in der Kreide. Und die aktuellen Nachrichten und Zahlen aus dem Land der einstmals unbegrenzten Möglichkeiten lassen wenig Gutes ahnen. Die USA taumeln immer tiefer in die Staatsverschuldung, konservative Hardliner blockieren Konjunkturprogramme, und die Wiederwahl des einstigen Hoffnungsträgers Barack Obama scheint angesichts der Abwärtsspirale aus katastrophalen Arbeitsmarktzahlen, Konsumrückgang und sinkendem Steueraufkommen immer stärker gefährdet.

Die wirtschaftliche Lage der USA sorgt dafür, dass auch der blaue Himmel über der Wüste Nevadas nicht von dunklen Wolken verschont bleibt. Die Geschäfte in Sin City laufen schlecht, krisengebeutelte Amerikaner verzichten auf Ausflüge ins Zockerparadies und schicken so die Umsätze einst großer Casinos auf Talfahrt. Hinzu kommt die Konkurrenz durch Online-Poker und andere Angebote von Online-Casinos, die sich umso größerer Beliebtheit erfreuen, als Spielfans immer weniger Geld für ihr Hobby bleibt und sie so Anfahrts- und Übernachtungskosten einsparen können – und das, obwohl Online-Glücksspiele in den USA verboten sind.

Angesichts dessen dürfte es für die Deutsche Bank mehr als schwierig werden, das investierte Geld wieder zu erwirtschaften. Besonders pikant: Die knapp 5 Milliarden Dollar, die in Las Vegas voraussichtlich abgeschrieben werden müssen, entsprechen fast dem Betrag, den die Bank in Anleihen europäischer Krisenstaaten investiert hat. Die Wut der Steuerzahler ist vor diesem Hintergrund mehr als begreiflich.

 



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